Uckermark droht Pestizidskandal

Uckermark Kurier - Templiner Zeitung
Artikel vom 17.09.2011


Hoher Pestizid-Wert löst Alarm aus Betroffenes Kleingewässer ist ein Soll.

Von Michaela Kumkar

und Uwe Werner

Boitzenburger Land/Templin.

Fragen zum Pestizideinsatz im Maisanbau auf Flächen in Templin hat die Stadtverordnete Birgit Bader (Bündnis 90/Grüne) aufgeworfen: Anlass war "die Tatsache, dass in einem Kleingewässer in einem Maisfeld bei Stabeshöhe Pestizidwerte gemessen wurden, die um das 1200-Fache über den Grenzwerten liegen", sagte sie auf der jüngsten Stadtverordnetenversammlung. Sie regte an, dass die Stadt ein Labor beauftragt, Pestizidrückstände in Böden zu untersuchen, auf denen wiederholt Mais angebaut wird. "Auch in Gewässern, die in der Nähe solcher Flächen liegen, sollen Untersuchungen in Auftrag gegeben werden." Außerdem hinterfragte die Stadtverordnete, auf welchen Flächen der Stadt Templin in diesem Jahr Mais angebaut wurde, auf welchen in den Vorjahren und ob Flächen bekannt sind, auf denen mehrmals hintereinander Mais ohne Zwischenfrucht angebaut wurde. Zudem erwartet sie eine Antwort darauf, ob und in welchen Mengen das Pestizid Roundup gespritzt wurde. Nach Angaben von Birgit Bader soll dieses Pestizid auch auf der Fläche in Stabeshöhe eingesetzt worden sein. "Wir dürfen vor solchen Messergbnissen nicht die Augen verschließen und müssen sicherstellen, dass wir in Templin nicht in eine ähnliche Situation durch den intensiven Biogas-Mais-Anbau geraten", begründete sie ihre Fragen.

"Bislang gibt es in der Stadtverwaltung keinerlei Hinweise auf oder gar eine Anzeige wegen eines Verstoßes gegen Gesetze bei der Ausbringung von Pestiziden und Düngemitteln auf unserem Hoheitsgebiet", sagte Bürgermeister Detlef Tabbert.

"Viele Landwirte bauen bei uns im Stadtgebiet Mais als Futterpflanze und für Biogasanlagen an. Beim Betrachten der Bestände zeigt sich, dass unsere gut qualifizierten Landwirte großen Wert auf eine nachhaltige Fruchtfolge legen, um den Wert ihrer Flächen nicht zu schmälern. Über den Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln sind die Landwirte nicht uns, sondern dem Landwirtschaftsamt des Kreises rechenschaftspflichtig", war weiter zu erfahren.

Bei dem "Kleingewässer" in Stabeshöhe handelt es sich um einen Soll.

Dirk Ilgenstein, Präsident des Landesamtes für Verbraucherschutz, Landwirtschaft und Flurneuordnung, bestätigte auf Nachfrage die amtliche Probenahme. "Ausgangspunkt war eine Anzeige, nachdem Privatleute Wasser- und Bodenproben hatten untersuchen lassen." Man habe erhebliche Mengen von Pflanzenschutzmitteln im Oberflächenwasser nachgewiesen, darunter auch Spuren nicht mehr zugelassener Mittel, "die darin nichts zu suchen haben", so Ilgenstein. Die Bodenproben seien allerdings noch nicht ausgewertet. Erst dann könne eindeutig festgestellt werden, ob ein Verstoß des betroffenen Landwirtes vorliegt oder welche anderen Ursachen es dafür gibt. Eine weitere Möglichkeit sieht Jens-Uwe Schade vom Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft: Auch die starken Niederschläge und damit verbundene Bodenerosion könnten eine Ursache für den Wirkstoffeintrag in den Soll sein. Die Gemeinde Boitzenburger Land hatte nach dem Bekanntwerden der ersten Untersuchungsergebnisse im Sommer das Kreis-Landwirtschaftsamt verständigt, so Bürgermeister Bernhardt Rengert.



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