Gedanken zum Polizeieinsatz in Gerswalde

„Die Verdachtsgewinnung und die zügige polizeiliche Reaktion darauf zeigen nach allen mir bisher vorliegenden Informationen, dass die behördliche Zusammenarbeit funktionierte und die Bevölkerung auf die professionelle Arbeit ihrer Polizei vertrauen kann.
Auch die Entlassung des Verdächtigen nach einer kriminalpolizeilichen Arbeit gibt keinen Anlass zur Kritik. Die Entlassung ist Beleg dafür, dass Polizei und Staatsanwaltschaft nach der rechtsstaatlich gebotenen unvoreingenommenen Prüfung der Verdachtslage sachgerecht entschieden.“

Der Bündnisgrüne sieht aber in Bezug auf Berichte über eine angebliche Radikalisierung des Jugendlichen auch offene Fragen, welche eine nähere Betrachtung verdienen: „Verdächtigt wurde ein unausgereifter junger Mensch im jugendlichen Alter. Emotionale Stabilität und verlässliche Bindungen haben gerade bei Jugendlichen eine ganz besonders hohe Bedeutung für die persönliche Entwicklung. Durch teils traumatische Erlebnisse während der Flucht werden diese oft schwer erschüttert.

Es ist unstreitig ein bewundernswertes Engagement, das seitens der freien Träger und Jugendämter bei der Betreuung jugendlicher Geflüchteter geleistet wird. Entwurzelte Jugendliche ohne gesicherte Zukunftsperspektive und fernab ihrer Familie befinden sich in einer extremen Lebenssituation. Reicht das Bemühen der für die Betreuung zuständigen Behörden, Vormünder und Mitarbeiter freier Träger dafür wirklich aus oder gibt es noch Bedürfnisse wo wir in der Betreuung besser werden sollten?“  fragt Thomas Dyhr. 

Die Immunisierung der Jugendlichen vor extremistischen Einflüssen erscheint Thomas Dyhr als vermutlich einzig erfolgversprechender Weg, vor einer Radikalisierung zu schützen. Emotionale Stabilität und persönliche Bindung zu Menschen sind gerade in einem oftmals fremden Kulturkreis dabei ganz wichtige Aspekte. Unterstützend und hilfreich wären ein rascherer und leichterer Zugang zu traumatherapeutischen Behandlungen. Ebenso können mehr „Paten“, im besten Fall mit Familienanschluss eine wichtige Unterstützung bei der Integration sein. Ansonsten könnte ein solch traumatisierter Mensch möglicherweise auch zu einer tickenden Zeitbombe werden.

„Leider tragen Bilder, wie die aus Nürnberg, und die derzeit laufende Abschiebekampagne der Bundesregierung gerade nicht zur emotionalen Stabilität bei, sondern bewirken genau das Gegenteil. Wer nicht davor zurückschreckt, unbescholtene und um Integration bemühte Menschen in Bürger-kriegsländer abzuschieben, verbreitet Ängste. Diese Form herzloser Politik kann über den Kreis der Betroffenen hinaus ein Gefühl der Perspektivlosigkeit und des Ausgeliefertseins erzeugen, welches bei  Menschen in schwierigen Lebenssituationen einen höchst fruchtbaren Boden für eine erfolgreiche Radikalisierung bereiten kann.“, zeigt sich Thomas Dyhr überzeugt und plädiert für eine differenzierte und faire Sicht auf diese Menschen.
„Ich halte das aktuelle Vorgehen von Innenminister De Maiziere für herzlos und falsch. Werte vermittelt man nicht mit wohlfeilen Lippenbekenntnissen und Sonntagsreden, sondern vor allem im Einklang von Worten und Tun. Ziel von Politik sollte es nicht sein, so viele Menschen wie möglich in möglichst kurzer Zeit aus dem Land zu schmeißen, um die Stammtische vor der Bundestagswahl zum Jubeln zu bringen...“ sagt der Kandidat. „Ziel sollte es nach meiner Überzeugung vielmehr sein, die zwangsläufig begrenzten behördlichen Ressourcen zur Durchführung von Abschiebungen für jene Menschen einzusetzen, die sich integrationsunwillig zeigen oder sich hierzulande kriminell betätigen.
Wir laufen sonst als Gesellschaft Gefahr ausgerechnet jene Menschen zu verlieren, von denen wir als Gesellschaft und unsere Wirtschaft profitieren können. Dagegen können sich die Gerissenen und mit allen Wassern Gewaschenen behaupten.“

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